Frau Bürgermeisterin Opitz, was bedeutet es für Sie, Bürgermeisterin zu sein?
Bürgermeisterin zu sein, ist der schönste Job der Welt. Er ist sehr anstrengend, er ist sehr herausfordernd, aber er macht unglaublich viel Spaß. Ich kann es wirklich immer nur betonen: Es ist eine Freude für mich, die Bürgermeisterin von Sasbach zu sein. Ich komme jeden Tag gerne ins Rathaus.
Sasbach hat alles, was das Herz begehrt. Wir sind ein Bildungsstandort. Wir sind ein Wirtschaftsstandort. Wir haben die Erholung und wir haben Kunst und Kultur. Bei uns gibt es alles, was das Leben lebenswert macht. Wir haben so viel Potenzial, wie sehr wenige andere Gemeinden in der Größe. Ich schätze das unglaublich und bin sehr stolz, aber auch gleichzeitig demütig, dass ich wirklich hier die Bürgermeisterin sein darf.
Warum sind Sie Bürgermeisterin?
Was ist Ihr Antrieb dazu?
Mein Antrieb ist tatsächlich das Gemeinwohl. Auch wenn es sich vielleicht ein bisschen abgedroschen anhört, aber man kann unglaublich viel bewegen. Man ist nah an den Menschen. Man bekommt natürlich auch ab und an Kritik und Forderungen von den Bürgerinnen und Bürgern. Es liegt dann an uns, an der Verwaltung, das abzuarbeiten und zu sagen, alles, was der Gemeinschaft gut tut und was der Gemeinschaft auch was bringt, das versuchen wir umzusetzen, wenn es sinnvoll ist und auch bezahlbar.
Welche Projekte stehen in Sasbach in den nächsten Jahren an? Können Sie ein paar Beispiele nennen?
Wir haben sehr viele Bauprojekte. Die größte Herausforderung für die nächsten Jahre wird für uns, dass wir unsere Sophie-von-Hader-Schule sanieren müssen.
Wir werden dieses Jahr den nächsten, den vierten kommunalen Kindergarten eröffnen. Darauf freue ich mich, weil das auch wirklich etwas ist, was bedarfsgerecht und sehr nah an unseren Familien vor Ort ist. Und das ist toll.
Bildung ist in unserer Gemeinde sehr wichtig. Die Ganztagsbetreuung für die Schulkinder in der Grundschule ist ab 2026 Pflicht. Da sind wir sehr gut aufgestellt, im Prinzip schon so weit, dass wir das eigentlich morgen schon umsetzen können.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag im Amt aus für Sie?
Ein typischer Tag im Amt ist immer aufregend. Er ist nie gleich, er ist immer anders. Also manchmal geht es morgens ganz, ganz früh schon los mit den ersten Besprechungen, wenn man beispielsweise zu den Bauhofmännern geht und irgendetwas klären muss. Oder man hat Termine. Meistens ist der Tag immer voll. […] Es geht weiter mit einem kurzen bis gar kein Mittagessen, weil dann schon wieder die nächsten Termine anstehen. Ich habe Bürgerfragestunden, Bürgersprechstunden. Also es sind unterschiedliche Dinge und kein Tag ist wie der andere. … Und meistens ist er auch sehr lang.
Ich wusste, es wird intensiv. Ich wusste, es wird anstrengend. Ich wusste, es wird ein langer Arbeitstag, aber ich bin lange Arbeitstage auch gewohnt aus meiner Arbeit zuvor. Von daher hat es mich nicht überrascht.
Was war Ihre Berufserfahrung, bevor Sie Bürgermeisterin geworden sind?
Ich war 25 Jahre in der Medienwirtschaft tätig und die letzten sieben Jahre beim Burda Verlag in Offenburg in einer leitenden Position, was mir auch sehr viel Freude gemacht hat. Aber das Bürgermeisteramt ist, ja, unvergleichlich.
Gibt es Dinge aus Ihrem vorherigen Berufsleben, die jetzt besonders hilfreich sind in Ihrer Arbeit als Bürgermeisterin?
Ich habe mich schon relativ früh interessiert, als ich mich mit der Kommunalpolitik beschäftigt habe. Der Weg zur Entscheidung war der, dass ich mich einfach getraut habe. Ich habe mich getraut.
Sie wohnen in einer Ortschaft nur wenige Minuten von Sasbach entfernt. Was hat Sie motiviert, in Sasbach zu kandidieren?
Mein Credo war stets, die Gemeinde muss zu einem passen und man muss selber auch zur Gemeinde passen. Deswegen hatte ich es eigentlich nicht eilig, sondern habe einfach darauf gewartet, bis die Gemeinde, die zu mir passt, kommt. Sasbach, das ist die Gemeinde, die gut zu mir passt, die ich mir ausgesucht habe, wo ich auch gut zur Gemeinde passe.
Mein Sohn ging hier in die Schule. Ich hatte in Sasbach schon Freunde, Kollegen und Kolleginnen, ein paar Ankerpunkte, wo ich wusste, da kann ich andocken. Ich habe mir auch vorher angeschaut: Wie ist die Struktur im Rathaus? Es hat einfach alles gepasst, auch die Größe. Und danach habe ich gedacht: Das kann ich! Das mache ich und da werfe ich jetzt meinen Hut in den Ring.
Sie erwähnen die Größe der Gemeinde. Welche Rolle spielt die Größe der Gemeinde für die Entscheidung?
Ich wollte nah an den Menschen sein und deswegen war mir wichtig, dass die Gemeinde nicht zu groß ist.
Die Gemeinde Sasbach hat ungefähr 5400 Einwohner. Für eine Gemeinde in einer Größe von, ich sage jetzt mal, zwischen 5000 und 8000 Einwohnern, ist klar, man braucht einen bestimmten Verwaltungsapparat, der dahinter steht, also verschiedene Amtsleitungen. Das ist für eine Quereinsteigerin oder für jemanden, der aus einem anderen Bereich kommt, ganz wichtig, dass man Kollegen hat, die einen dann mitnehmen, auf die man sich verlassen kann, die einen unterstützen bei diesen Themen, in die man sich einarbeiten muss. Es steht natürlich außer Frage: Man muss sehr viel machen, man muss Eigenleistung bringen.
Wie läuft die Kandidatur als Bürgermeisterin ab? Wie war es bei Ihnen?
Jeder hat so sicherlich seine eigenen Schwerpunkte und Berater. Ich wurde sehr unterstützt von Frau Margret Mergen. Ich war vorher bei ihrem Wahlkampf mit dabei und wusste dann schon, wie eine Struktur aufgebaut werden soll, wenn man sich selber irgendwann in den Wahlkampf begeben sollte. Und so ähnlich hab ich es auch gemacht.
Ich habe mir schon recht früh, als die Entscheidung gefallen ist, dass ich mich hier bewerbe, überlegt, wann ich was machen muss: Wann welche Anzeigen geschaltet werden müssen. Wann meine ganze Homepage stehen muss. Wie ich wo auftauche in der Gemeinde. Bei welchen Terminen ich sein muss. Und das habe ich alles rechtzeitig vorbereitet und mir auch – ein finanzielles Polster will ich mal nicht sagen – aber eine Summe von meinem Sparbuch genommen. Das war tatsächlich so. Es gibt (für die Wahlkampfkosten) die Regel 1€ pro Einwohner und bei mir war es genau so. Da habe ich noch mal 500€ draufgelegt. Also, ich hatte ein Budget von 6000€. Mit dem habe ich dann meinen ganzen Wahlkampf bestritten.
Wie wächst man in die Rolle hinein?
Man wächst in diese Aufgabe hinein mit den Kolleginnen und Kollegen, mit der Erfahrung, mit der Zeit. Das dauert alles ein bisschen. Das geht nicht von heute auf morgen. Man braucht auch die Inhalte, also das Fachwissen. Das kann ich auch nur jedem raten, der sich für diese Aufgabe bewirbt, dass sie sich auch weiterbildet, dass sie sich fortbildet in dem Bereich. Das ist nötig, weil man kann nicht alles wissen, gerade wenn man aus einem verwaltungsfremden Bereich kommt.
Aber es ist nicht unmöglich, alles ist möglich, man muss es nur wollen und die Motivation dafür haben.
Wer unterstützt, wenn man das Amt als Bürgermeisterin antritt?
Es unterstützt das Kollegium, also es unterstützen die Amtsleiter. Ich habe drei Amtsleiter, also einmal Finanzen, einmal Bau und Liegenschaften, einmal Haupt- und Ordnungsamt. Das sind drei Personen, die hier in der Verwaltung immer mit mir ganz eng zusammenarbeiten. Das ist das Führungsteam. Und hier ist auch der Kopf, […] die Steuerungszentrale der Gemeinde. Wir sind eine Gemeinde, die aus zwei Ortsteilen besteht. Es ist wichtig, dass man den Ortsvorsteher da auch immer mitnimmt. […] Der ist bei allem dabei, was von Relevanz ist.
Sie sind die Chefin aller Mitarbeiter der Stadt. Wie waren für Sie die ersten Tage im Amt? Wie sind Sie vorgegangen?
Es waren sehr viel mehr Mitarbeiter für mich jetzt hier zu führen als in meiner Aufgabe zuvor. Es ist aber nicht unmöglich. Ich habe es so gemacht, den August als sitzungsfreien August genutzt, um hier die Mitarbeiter kennenzulernen. Und da hatte ich eine Strategie. […]
Ich habe mir vorgenommen, den ganzen August nicht Urlaub zu machen, sondern mich immer an die Mitarbeiter zu wenden, die gerade da sind und mit ihnen einen Termin auszumachen für eine Art Traineeprogramm. Das heißt, sie haben mich alle mitgenommen in ihren Bereich. Was arbeite ich, wofür bin ich zuständig – haben sie mir erklärt. Welche Herausforderungen bringt mein Job mit sich? Und so konnte ich erstens die Mitarbeiter besser kennenlernen und zweitens natürlich auch den Bereich, in dem sie arbeiten, sehr gut kennenlernen. Und dann bin ich nach Kehl zu meiner Fortbildung. (Anmerkung der Redaktion: Die Kehler Akademie bietet ein Training zu Verwaltung für Quereinsteiger.)
Welchen Tipp haben Sie für andere Interessierte, die keine klassische Verwaltungsausbildung haben, für Quereinsteiger aus anderen Branchen?
Man muss nicht unbedingt aus der Verwaltung sein, um im Bürgermeisteramt gut performen und auch überleben zu können. Denn es gibt nicht den Job oder Ausbildungsberuf der Bürgermeisterin oder des Bürgermeisters, sondern das kommt immer aus der Erfahrung, aus der Verwaltungserfahrung, aber auch aus der Lebenserfahrung, aus der Führungserfahrung. Jemand, der Führungsqualifikationen, Personalerfahrung hat, der kann auch eine Verwaltung führen, wenn er sich traut.
Quereinsteigerinnen sollten sich wirklich nicht kleinreden lassen. Oft ist es so, dass man am Anfang, wenn man nicht aus der Verwaltung kommt, immer hört: Sie sind ja nicht aus der Verwaltung. Was wollen Sie denn im Rathaus? Für was wollen Sie sich denn bewerben?
Bewerben Sie sich trotzdem, denn alles andere, was in die Verwaltung gehört, kann man lernen, aber eins muss da sein, die Führungserfahrung, die Personalerfahrung, und natürlich ein Herz für die Bürgerschaft.
Man sollte nicht naiv sein und sich mit einer unüberlegten Kandidatur in etwas hineinstürzen. Es muss schon klar sein: Das will ich. Das ziehe ich durch. Da stehe ich dahinter und das möchte ich unbedingt machen.
Warum ist es Ihnen wichtig, mehr Frauen zu ermutigen, sich für das Amt der Bürgermeisterin zu bewerben?
Es ist mir wahnsinnig wichtig, dass auch Frauen sich trauen. Das ist eigentlich das, was die Motivation sein sollte. Allen zu sagen:
Mädels, macht es auf jeden Fall! Traut euch! Das ist wichtig.
Trauen Sie sich, traut euch, weil die Männer sind uns so viele Generationen voraus. Die haben so starke Netzwerke und wir müssen da auch noch ein bisschen besser werden. Wir müssen uns auch gut austauschen und unterstützen. Es gibt schon die entsprechenden Gruppen. Das geht alles schon, aber trotzdem sehen wir uns noch in einer wahnsinnigen Minderheit, auch übrigens im Landtag und in den ganzen Gremien in den Parlamenten. Da ist noch Luft nach oben. Man darf keine Angst haben vor dieser Verantwortung und auch davor, Entscheidungen zu treffen.
Wer sollte sich eine Kandidatur überlegen?
Ermutigen möchte ich tatsächlich alle Frauen, die schon einmal mit dem Gedanken gespielt haben, aber den letzten Schritt noch nicht gegangen sind. Es spricht nichts dagegen.
Wir Frauen, wir denken manchmal zu viel nach. Aber in dem Fall ist es wichtig, dass man gut nachdenkt, viel nachdenkt und dass man sich dann aber auch traut, den Schritt zu gehen.
Suchen Sie sich Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die Sie unterstützen. Überlegen Sie sich es vorher gut, aber tun Sie es dann.
Ganz wichtig ist: Nan darf keine Angst haben vor dieser Verantwortung und auch davor, Entscheidungen zu treffen.
Bürgermeisterin ist ein schöner Job. Es ist eine tolle Aufgabe.
Das Gespräch führte Sybille Fleischmann im Januar 2024 mit Bürgermeisterin Dijana Opitz. Das Interview wurde zur einfacheren Lesbarkeit gekürzt und bearbeitet.
