Karin Gansloser war 27 Jahre jung, als sie im Februar 2023 zur Bürgermeisterin der Gemeinde Schlat gewählt wurde. Knapp 1700 Menschen leben in der Obstbaugemeinde Schlat im Landkreis Göppingen.
Erleben Sie im Foto-Tagebuch den Wahlkampf und das bewegte erste Jahr der jungen Bürgermeisterin, von April 2023 bis April 2024. Ein Rückblick auf die Highlights, die das Leben einer Gemeinde rund ums Jahr prägen.
Der Wahlkampf
Am 30.12.2022 habe ich meine Kandidatur als Bürgermeisterin der Gemeinde Schlat veröffentlicht. Im Gepäck hatte ich meine Ausbildung im mittleren Dienst, mein Studium des gehobenen Dienstes und meine Erfahrungen als Hauptamtsleiterin in Börtlingen (Landkreis Göppingen) und Lehrbeauftragte für Kommunalrecht an der Verwaltungsschule Kehl. Dann entschloss ich mich zur Kandidatur.
2023 war ein bewegtes Jahr. Ich bin mit Vollgas in den Wahlkampf gestartet und bin am Ende des Jahres noch genauso beschwingt als Bürgermeisterin unterwegs.
Im Wahlkampf hatte ich Treffen mit Vereinsvorsitzenden, Gewerbetreibenden und Organisationen. Die Tage waren gut gefüllt mit Haustürwahlkampf, Kandidatenvorstellung, Ortsrundgang und Bürgergesprächen.
Wahlkampf-Rede bei der Kandidierendenvorstellung
Gewonnen! Der stellvertretende Bürgermeister Konrad Aichinger gratuliert
Die Ergebnisse am Wahlabend
Der Wahltag
Die Bürgermeisterwahl am 12.02.2023 – ein Datum, das ich nie vergessen werde. Mit 85% wurde mir das Vertrauen der Bürgerschaft ausgesprochen.
Amtsantritt am 01.04.23
Prägende Momente hatte ich vor allem im Hinblick auf mein Alter. Im Wahlkampf haben mir einige noch nicht so richtig über den Weg getraut. Jetzt sind alle stolz, eine so junge Bürgermeisterin zu haben.
In meinem Wirken habe ich sehr unterschiedliche Erfahrungen machen können. Es war sehr schön, in der Familie der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister des Landkreises aufgenommen zu werden, da die Zusammenarbeit sehr konstruktiv und unterstützend ist.
Im Zusammenspiel mit anderen Weggefährten hatte ich jedoch oft das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden und habe immer wieder ein kleines Lächeln erfahren, das aus meiner Sicht nicht gerechtfertigt war.
Rede zum Amtsantritt im April 2023
ie jüngsten Bürgermeisterinnen Deutschlands vor dem Schloss Bellevue
Empfang der jüngsten Bürgermeisterinnen Deutschlands im Schloss Bellevue – mit Elke Büdenbender, BM Maren Busch und BM Anna-Lisa Bohn
Besuch im Schloss Bellevue
Einen ganz besonderen Besuch durfte ich am 12.05.2023 erleben – bei unserem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender im Schloss Bellevue in Berlin. Eingeladen zu diesem Empfang wurde ich vom Netzwerk junge Bürgermeister*innen – als eine der fünf jüngsten Bürgermeisterinnen Deutschlands. Zu dieser Zeit war ich die jüngste hauptamtliche Bürgermeisterin in Deutschland. Es war ein sehr eindrucksvolles Erlebnis!
Der Anfang im Amt
Ich hatte einen sehr guten Einstieg im Amt. Mein Stellvertreter hat mir immer und überall den Rücken gestärkt. Bei Projekten, die unter unser beider Leitung waren, konnte ich von seinem Erfahrungsschatz und der engen Zusammenarbeit in der Anfangszeit sehr profitieren. Dennoch ist der Anfang schwer.
Nachdem man alle Unterlagen durchgeforstet hat, bekommt man etwas Routine. Und nachdem ich den ganzen Jahreslauf mit allen Festen, Feiertagen, Veranstaltungen, Jahreswechsel und Haushaltsaufstellung einmal hinter mir habe, habe ich nun schon das Gefühl, einigermaßen fest im Sattel zu sitzen. Dennoch gleicht das Bürgermeisteramt dem Ritt auf einem anspruchsvollen Parkour mit einem temperamentvollen Pferd: Jeden Tag warten andere Hindernisse und Hürden, die alle anspruchsvoll, aber durchaus überwindbar sind.
Der Anfang im Amt
Verwaltung neu denken – das Image verbessern
Mir ist es wichtig, das Image der Verwaltung, des öffentlichen Dienstes und das des Bürgermeisteramtes nachhaltig zu verbessern. Daher finde ich es extrem wichtig, etwas Neues zu versuchen, neue Wege zu gehen und offen an Themen heranzugehen.
Netzwerke sind wichtig
Der Austausch untereinander ist wichtig – unter den jungen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, aber auch mit potenziellen Bürgermeisterkandidat*innen. Der Austausch sowie die Unterstützung anderer im Wahlkampf und auch danach ist eine große Erleichterung für neue Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Das Netzwerk junge Bürgermeister*innen schaut genau danach, unterstützt, vernetzt und hilft beim Austausch.
Jahrestagung 2024 des Netzwerks Junge Bürgermeister*innen (Bild: Sebastian Bolesch)
Fassanstich bei den Schlater Festtagen
Feste prägen das Leben im Ort
14.-16.07.23 Schlater Festtage mit Kinderfest
Eröffnung beim Schlater Apfelfeschd
24.09.23 Schlater Apfelfeschd
Schlat ist als Obstbaugemeinde für seine Frucht(saft)erzeugnisse bekannt. Die bekannteste Veranstaltung ist das Schlater Apfelfeschd mit zwischen 10.000 und 20.000 Besuchenden.
Das erste Jahr war für mich durch die beiden Großveranstaltungen Schlater Festtage mit Kinderfest (drei Tage) und Schlater Apfelfeschd sowie der Einarbeitungsphase ein sehr forderndes Jahr. Ich habe sehr viel Zeit, Geduld und Energie in dieses Jahr gesteckt. Nun merke ich, dass ich davon langsam, aber sicher die Früchte tragen kann. Ich schaue voller Zuversicht auf die nächsten Jahre.
Kunst und Kultur im Ort
Seit langer Zeit fand ab dem 23.11.2023 erstmals wieder eine Kunstausstellung im Rathaus und im Bürgerhaus der Gemeinde Schlat statt. Der örtliche Künstler Martin C. Peschel stellte Kreidezeichnungen, Ölbilder und Portraits aus. Auch Zeichnungen architektonischer Kunstwerke waren vertreten. Von der Vernissage bis zur Finissage am 31.01.2024 fanden diverse Führungen und Veranstaltungen statt. Auch die Kinder aus Kinderhaus und Grundschule waren eingeladen und konnten gemeinsam mit dem Künstler die Werke begutachten.
Eröffnung der Kunstausstellung im Rathaus
Schöne Begegnungen beim Seniorennachmittag 2023
Nah bei den Menschen
Ein unfassbar tolles Gefühl sind die gemeinsamen Momente mit den Bürgerinnen und Bürgern und die Reaktionen auf das Wirken in der Gemeinde, wie hier beim Seniorennachmittag der Gemeinde.
Auch an Lob im Amt muss man sich erst gewöhnen.
Sichtbare Erfolge – Ausbau einer nachhaltigen und innovativen Infrastruktur
Man muss und kann seine ganz eigene Rolle als Bürgermeisterin finden. Die einen engagieren sich in Richtung Nachhaltigkeit, die anderen in Richtung Bildung und wieder andere in Richtung Kultur. Jeder Bürgermeister und jede Bürgermeisterin hat viele Möglichkeiten, zu wirken und den Dingen buchstäblich den Stempel aufdrücken. Ich beispielsweise kann von meiner Gemeinde sagen, dass wir mit einem Nahwärmenetz, digitalen und fernauslesbaren Wasser- und Stromzählern sowie der Einführung der kommunalen Wärmeplanung, des Starkregenrisikomanagements und der interkommunalen Einstellung eines Energiemanagers auf einem guten Weg sind, in Sachen Nachhaltigkeit und Innovation in einer Vorreiterrolle zu sein.
Besonders stolz bin ich, dass wir die Nahversorgung in meinem ersten Amtsjahr erheblich stärken konnten. Das gelang uns mit gleich zwei Maßnahmen:
Anfang Oktober 2023 kehrte ein Geldautomat nach Schlat zurück.
Mitte Dezember durfte ich den neuen Selbstbedienungs-Laden Häcker & Messerle eröffnen. Dieser gut sortierte und gar nicht kleine Laden sichert die Nahversorgung im Ort. Da kam sogar Nicole Razavi, die baden-württembergische Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen vorbei, um sich unseren Laden anzuschauen.
Besuch im neuen Selbstbedienungsladen mit Ministerin Nicole Razavi
Seniorennachmittag im Advent
Themen, die mir wichtig sind
Durch mein Engagement im Jugend-, Bildungs- und Sportausschuss sieht man zudem meine Stärken. Diese Themen sind wichtig für die kommenden Jahre und Jahrzehnte.
Die Möglichkeit zur Partizipation ist mir wichtig. Diejenigen, die Beschlüsse umsetzen müssen oder von den Konsequenzen betroffen sind, sollen in der Kommune auch mitsprechen und mitentscheiden können.
Jahreswechsel
Auf in das neue Jahr, das auch mein zweites Jahr als Bürgermeisterin sein wird.
Voll motiviert ins neue Jahr
Eröffnungsfeier des Campus Vivorum, einem „Impulsort für Friedhöfe der Zukunft“