Gudrun Heute-Bluhm, Oberbürgermeisterin a.D. der Stadt Lörrach, Hauptgeschäftsführerin des Städtetags Baden-Württemberg bis 2022
„Bürgermeisterin zu sein, ist eine wunderbare Aufgabe, die Freude macht. Sie ermöglicht, eigene Schwerpunkte Wirklichkeit werden zu lassen im Interesse des großen Ganzen. Wir können vermitteln, dass die große Aufgabe nur gelingt, wenn andere sich einbringen und dafür Wertschätzung erfahren. Dann lohnt es sich für alle.“
Was raten Sie Frauen, die sich für ein kommunales Spitzenamt interessieren?
1. Jede Frau sollte für sich selbst klären, was ihr wichtig ist und dies den Wählerinnen und Wählern in einer persönlichen Erzählung zu vermitteln versuchen. Faktenwissen ist notwendig, wenn Nachfragen kommen, um zu zeigen, dass „Frau es kann“. Im ersten Teil des Wahlkampfes steht jedoch Sympathiewerbung, die heute unbedingt auch alle digitalen Medien einschließt.
2. Die Homepage sollte alles Wissenswerte enthalten und bei Bekanntgabe der Kandidatur sofort online gehen, später nur ergänzt um Wahltermine und Presseartikel bzw. eigene Medieninformationen. Mit den sozialen Medien würde ich beginnen, sobald ich mit dem Gedanken spiele, irgendwo einmal zu kandidieren, und zunächst nur die eigene Person sprechen lassen. Auf diese Weise erfahren die späteren Wählerinnen und Wähler etwas über den Menschen und sehen, dass dieser Bereich nicht nur Wahlkampftaktik ist. Reizvoll ist, z.B. mit.Instagram-Beiträgen auch optisch ein stimmiges Mosaik zu entwickeln.
Leadership mit Leidenschaft verbinden – auch privat als Fahrtenseglerin
Nah bei den Menschen als Protektorin der Lörracher Fastnacht
3. Die Neugierde der Menschen ist ein wichtiges Momentum im Wahlkampf, kann aber irgendwann auch zu viel werden. Ich muss immer wieder, auch heute noch, für mich selbst klären, wo ich meine Privatsphäre schützen will und worüber ich nichts erzählen möchte.
4. Und noch eines: die Menschen wollen einbezogen werden in die Meinungsbildung im Rathaus. Dann aber erwarten sie Führung im Sinne von Leadership: mit Freude und Mut vorangehen und Gemeinderat und Bürgerschaft begeistern für die gemeinsamen Projekte. Ich selbst habe natürlich auch Neid und Missgunst erlebt, aber vor allem gespürt, dass die Mehrheit stolz sein möchte auf ihre Oberbürgermeisterin.
