Frau Oberbürgermeisterin Petzold-Schick, was sind die lokalen Herausforderungen der Stadt Bruchsal?
Wenn ich die Aufgaben einer 47.000 Einwohner-Stadt in einer Verkehrslage wie Bruchsal sehe, dann möchte ich mich aus der ganzen Bandbreite auf drei Herausforderungen beschränken.
Stadtentwicklung mit begrenzten Ressourcen ist eine große Herausforderung. Für mich ist klar: Innenverdichtung vor Außenverdichtung. Wir können uns nicht mehr leisten, Wohnantworten zu geben auf der grünen Wiese. Das geht einfach nicht mehr und da sind alle aufgefordert, auch unbequeme, schwierige Lösungen zu finden. Wir haben keine Flächen mehr und wir müssen mit dem, was wir haben, umgehen. Wir müssen uns trauen, mutig zu sein und Änderungsprozesse anzugehen, die nicht so ganz einfach auf der Hand liegen.
Eine zweite Herausforderung, die sich in den vergangenen Jahren in den Vordergrund gespielt hat, ist das Thema Energiewende. Ich bin seit 20 Jahren mit der Energiewirtschaft und dem Wandel in der Energiewirtschaft eng verbunden. Das ist für mich eine Leidenschaft, weil über die Energie auch die Daseinsvorsorge in gewisser Weise sichergestellt wird. Als neue grüne Oberbürgermeisterin ist mir Klima und Energiepolitik sowieso systemimmanent wichtig. Hier in Bruchsal heißt es jetzt, die Schätze, die wir für die Energiewende haben, zu nutzen. Wir sind im Oberrheingraben. Wir haben die Tiefengeothermie im Boden. Wir brauchen die Wärmewende und dafür muss die Tiefengeothermie genutzt werden. Bruchsal hatte das erste Geothermiekraftwerk in Baden-Württemberg. Klein aber fein. Wir haben bewiesen, dass es geht.
Eine dritte Herausforderung hängt mit Klima und Umweltschutz zusammen und mit dem, wie stark wir hier verkehrlich frequentiert werden. Wir sind extrem verkehrsbelastet. Das ist die Kehrseite eines starken Wirtschafts- und Industriestandorts. Wir müssen die Mobilität der Zukunft gestalten. Alte Denkmuster müssen weg. Das heißt Parkplätze ummünzen in Radwege, das kennt man noch. Aber das heißt auch, einen guten Modi-Split organisieren. Die verschiedenen Verkehrsmittel sollen sich nicht ausspielen, sondern ergänzen. Das Beste ist Fuß und Rad. Dann kommt ÖPNV und erst dann, das Auto. Das alles muss in einer Art und Weise organisiert werden, dass es umsteigefreundlich ist und, dass die Menschen das jeweils Bessere auch annehmen.