Spotlight: Frau Lisbach, Sie sind Bürgermeisterin für Umwelt und Gesundheit. Was genau gehört zu Ihren Aufgaben und zu Ihrem Amt an Themengebieten dazu? Wir freuen uns auf einen Einblick in Ihr Aufgabenfeld.
Bürgermeisterin Lisbach: Als Bürgermeisterin bin ich für die Bereiche Klima-, Umwelt- und Naturschutz zuständig, die durch unser Amt für Umwelt- und Arbeitsschutz und durch unsere Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur verantwortet werden. Auch gehören Grünplanung und Grünflächenpflege und damit das Gartenbauamt zu meinem Dezernat. Zusätzlich sind unser Forstamt und das Friedhofs- und Bestattungsamt Teil meines Zuständigkeitsbereichs. Hinzu kommen die Abfall- und Kreislaufwirtschaft sowie die Feuerwehr und der Katastrophenschutz. Als Gesundheitsdezernentin verantworte ich auch unser kommunales Gesundheitsmanagement und bin Aufsichtsratsvorsitzende des Städtischen Klinikums.
Spotlight: Wie wird man Bürgermeisterin für Umwelt und Gesundheit? Welche Berufserfahrung bringen Sie mit und wie entstand die Entscheidung, für dieses Amt zu kandidieren?
Bürgermeisterin Lisbach: Nach dem Abitur habe ich Landschaftsplanung und Geoökologie studiert und war in verschiedenen Bereichen zunächst als Landschaftsplanerin, später als Geschäftsführerin eines Umweltverbands und anschließend als Projektmanagerin in einem größeren IT-Unternehmen tätig. Von 2004 bis 2016 war ich zudem Mitglied der GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion in Karlsruhe, davon acht Jahre als Fraktionsvorsitzende. Von 2016 bis zu meinem Amtsantritt als Karlsruher Bürgermeisterin war ich Mitglied im Landtag von Baden-Württemberg.
Dank meiner kommunalpolitischen Erfahrungen und meines Fachwissens im Bereich Natur und Umwelt war die Entscheidung, mich um das freigewordene Bürgermeisteramt zu bewerben, schnell gefällt. Die Arbeit auf kommunaler Ebene ist mir seit Jahrzehnten gut vertraut und macht mir viel Freude. Bereichernd sind auch die Zusammenarbeit und der Austausch mit vielen engagierten Menschen innerhalb und außerhalb unserer Stadtverwaltung.
Spotlight: Wie kann man sich auf die Kandidatur vorbereiten? Was war für Sie wichtig und welche Vorbereitungen würden Sie anderen empfehlen? Welche Rolle spielen auch politische Allianzen und Unterstützer*innen?
Bürgermeisterin Lisbach: Da ich Karlsruhe, die hiesige Kommunalpolitik und auch die Verwaltung schon recht gut kannte, hatte ich bereits gute Voraussetzungen. Im Vorfeld meiner Bewerbung habe ich zudem mit den Gemeinderatsfraktionen Gespräche geführt und die Schwerpunkte vorgestellt, die ich als Bürgermeisterin mit hoher Priorität angehen wollte.
Spotlight: Warum haben Sie sich für die Stadt Karlsruhe entschieden? Was waren Ihre Kriterien für die Wahl der Stadt? Was gefällt Ihnen an Karlsruhe und wo sehen Sie besondere Herausforderungen?
Bürgermeisterin Lisbach: Karlsruhe ist meine Heimatstadt und ich lebe seit Jahrzehnten sehr gerne hier. Auch die kommunalpolitische Erfahrung, die ich in 12 Jahren Gemeinderatsarbeit vor Ort machen konnte, hat mir die Entscheidung für das Bürgermeisteramt leicht gemacht. Karlsruhe ist eine grüne Stadt, mit viel Wald und Natur in der nahen Umgebung. Auch schätze ich die besondere Vielfalt in Karlsruhe, die sich in einer bunt zusammengesetzten Bürgerschaft, aber z.B. auch im breiten kulturellen Angebot widerspiegelt. Eine besondere Herausforderung besteht in Zeiten des Klimawandels darin, dass Karlsruhe auch eine sehr heiße Stadt mit vielen Hitzetagen und längeren Trockenperioden ist. Das macht uns in den letzten Jahren zunehmend zu schaffen und stellt uns vor umfangreiche Herausforderungen bei der Umsetzung unserer Klimaanpassungsstrategie.
Spotlight: Wie viel Nähe und direkte Kontakte haben Sie als Bürgermeisterin zur Bürgerschaft?
Bürgermeisterin Lisbach: Da ich schon lange hier lebe, habe ich viele private und auch berufliche Kontakte zu Bürgerinnen und Bürgern, zu ehrenamtlich Engagierten und Initiativen. Durch meine Tätigkeit als Bürgermeisterin lerne ich auch immer wieder neue Menschen kennen, was ich sehr schätze.
Spotlight: Welche Ziele haben Sie in Ihrer Amtszeit? Was sind Themen, die Ihnen besonders am Herzen liegen?
Bürgermeisterin Lisbach: Besonders wichtige Anliegen sind mir ein effizienter Klimaschutz und der Umgang mit den Klimafolgen. Hier gibt es umfangreiche Aufgaben und wir müssen an Tempo noch deutlich zulegen. Auch der Erhalt und die Weiterentwicklung unserer städtischen Grünflächen und Bäume liegen mir sehr am Herzen – Aufgaben, die in Zeiten des Klimawandels immer aufwendiger werden. Eine stabile ambulante und stationäre Gesundheitsversorgung ist mir ebenfalls sehr wichtig. Hier sind die kommunalen Einflussmöglichkeiten allerdings begrenzt, da viele Entscheidungen auf Bundes- und Landesebene getroffen werden.
Spotlight: Mit welchen Herausforderungen oder Zweifeln hatten Sie auf Ihrem Weg und im Amt zu kämpfen? Wie gehen Sie damit um?
Bürgermeisterin Lisbach: Die Rolle einer Bürgermeisterin mit umfassenden Führungsaufgaben war für mich in vielerlei Hinsicht neu. Eine selbstkritische Reflexion und der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen haben mir gerade in der Anfangszeit dabei geholfen, mich weiterzuentwickeln und aus Erfahrungen zu lernen. Das Zusammenarbeiten in einem guten und harmonischen Team unterstützt ebenfalls dabei, auch etwas schwierigere Situationen zu meistern, die in einem solchen Amt immer mal wieder auftreten können.
Spotlight: Haben Sie auf Ihrem Weg Unterstützung erfahren und welche Unterstützung war besonders wertvoll für Sie?
Bürgermeisterin Lisbach: Die Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung sind mir insgesamt sehr wohlwollend und offen begegnet. Auch aus der Kommunalpolitik habe ich Unterstützung erfahren, aber das hängt natürlich immer auch von den jeweiligen Themen und der politischen Ausrichtung einzelner Fraktionen ab.
Spotlight: Welche Rolle spielen auf dieser Ebene fachliche Kompetenzen, also auch berufliche Vorerfahrungen und welche Rolle spielen Führungskompetenzen? Welche Vorerfahrungen erscheinen Ihnen besonders nützlich für das Amt?
Bürgermeisterin Lisbach: Fachliche Kompetenzen sind auch für das Bürgermeisteramt auf jeden Fall hilfreich, ebenso eine gewisse Führungserfahrung. Andererseits gibt es in einem breit aufgestellten Dezernat immer auch Bereiche, in die eine neue Bürgermeisterin oder ein neuer Bürgermeister sich einarbeiten müssen. Ich selbst erlebe dieses stetige Dazulernen aber auch als große Bereicherung, die das Bürgermeisteramt interessant und attraktiv macht.
Spotlight: Wie sieht es bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe mit der Work-Life-Balance aus? Was empfinden Sie als besonders herausfordernd? Wo sehen Sie Lösungen – auch strukturell?
Bürgermeisterin Lisbach: Eine gute Work-Life-Balance hängt von individuellen Vorstellungen und Bedürfnissen ab. Das lässt sich schwer verallgemeinern. Ich selbst habe in langjähriger Berufs- und Politikerfahrung meinen Weg gefunden, um auch mit den Herausforderungen eines Bürgermeisteramtes gut zurechtzukommen. Dazu war es für mich wichtig, einen Rhythmus zu finden, der mir trotz umfangreichen Arbeitspensums auch Zeit für meine persönlichen Bedürfnisse und für Privates lässt. Aber natürlich gibt es auch immer wieder Phasen, in denen das Private eine Zeitlang zurückstehen muss, weil besonderer Einsatz gefordert ist.
Spotlight: Was raten Sie Frauen und Männern, die sich für das Amt interessieren? Was sollte man für eine Kandidatur mitbringen?
Bürgermeisterin Lisbach: Das lässt sich schwer verallgemeinern und hängt davon ab, um was für ein Amt es genau geht, wie groß die betreffende Gemeinde ist und welche Aufgaben konkret anfallen. Eine gute Kenntnis der Kommune, Verwaltungs- und Führungserfahrung sowie inhaltliche Kompetenz in den zu besetzenden Bereichen sind sicherlich förderlich, ebenso eine gute Kenntnis des Zusammenspiels von Politik und Verwaltung.
Spotlight: Und zuletzt möchten wir gerne noch wissen: Worauf blicken Sie in Ihrer bisherigen Amtszeit mit Stolz und Zufriedenheit?
Bürgermeisterin Lisbach: Strategisch-konzeptionell sind wir in meiner Amtszeit gut vorangekommen. Wir haben ein gemeinsames Verständnis davon entwickelt, was wir in Karlsruhe in nächster Zeit in den Bereichen Natur-, Umwelt-, Klimaschutz und kommunales Gesundheitsmanagement bewegen wollen. Auch in der Umsetzung machen wir gute Fortschritte. Das betrifft insbesondere den Bereich des kommunalen Klimaschutzes, für den uns der Gemeinderat über einen gesonderten Sammelansatz Finanz- und Personalressourcen zur Verfügung gestellt hat.
Das Interview mit Bettina Lisbach führte Barbara Ogbone im Februar 2024.